Der Fachkräftemangel im Logistiksektor befindet sich auf einem Höhepunkt. Engpässe und Zulieferschwierigkeiten sind momentan das Ergebnis weltweiter Konzentration von Wirkstoffproduktion und Unterbrechungen in deren Abläufen. Die steigenden Frachtkosten bringen weltweit agierende Firmen in die Bredouille und die Unterbrechungen der Lieferfähigkeiten, engl. Supply Bottleneck sind aktuell eine große Herausforderung für unsere Märkte. Besonders das Weihnachtsgeschäft könnte dieses Jahr darunter leiden.
Corona und seine Folgen
Der Corona-Stillstand und die Blockade des Container Frachters Ever Given vom März diesen Jahres im Suez-Kanal, lassen den Markt die Nachwirkungen immer noch spüren. Der vielbesprochene Fachkräftemangel lässt uns nun sehen, dass die Lieferlogistik und das Verladen, Abladen und Verschiffen von wichtigen Gütern, zum Teil von lebensnotwendigen Medikamenten und für die Versorgung mit notwendigen Bauteilen, in eine Stagnation gefallen ist. Seit der Corona-Krise, die die Weltgemeinschaft dazu gezwungen hat, Shutdowns und langwierige Lockdowns in den Gesellschaften umzusetzen, geht es nur allmählich wieder zurück in die Normalität. Die Rückkehr in unsere Gesellschaftliche Ordnung ist zurzeit jedoch mehrheitlich damit verbunden, Belastungen des Arbeitsmarktes abzufedern und mit wirtschaftlichen Engpässen umzugehen.
Doch dies sind nicht die einzigen Ursachen unseres Kapazitätsproblems und der schwerfälligen und andauernden Lieferschwierigkeiten. Rudimentär betrachtet sind Personalmangel und logistische Defizite zwar eine Hauptursache.
Aber die Problematik hat noch weitere wichtige Aspekte, die uns sorgen sollten. Deutschland und Europa sind in diesem Fall besonders betroffen. Denn uns fehlen wichtige Rohstoffe.
Rohstoffmangel – Das Beispiel Magnesium
China besitzt ein weltweites Monopol auf den Magnesium-Rohstoff. Besonders betroffene Sektoren und Branchen sind die automotive, aircraft, electric bicycle, die Verpackungsindustrie und das Konstruktionsgewerbe als auch der Maschinenbau. U.a. besonders belastet sind auch die Sektoren des verarbeitenden Gewerbes in der Stahl- und Eisenproduktion. Aus Magnesium lassen sich viele notwendige Bauteile für die Industrie herstellen. Seine Produktion ist sehr energieaufwendig. Die Magnesiumproduktion gehört mit zu einer der energieintensivsten Industrien. Städte in China beginnen nun allmählich und sukzessive damit, ihren Energieverbrauch zu drosseln. Das führt zu einem teilweisen Lieferstopp nach Europa und dadurch auch in die Deutsche Industrie. Den Autoherstellern fehlt nun das Magnesium für die Herstellung von Autoteilen und Automobilen. Ein ernstzunehmendes Problem.
Es ist bekannt, dass ungefähr 45 % chinesischer Exporte von Rohstoffen nach Europa gehen.
Aber auch der entstandene Kostendruck ist eine Ursache für den Supply Bottleneck in unseren Regionen. Besonders in Deutschland haben so genannte Rabattverträge dazu geführt. So schreiben die Krankenkassen regelmäßig Wirkstoffe aus, auf die sie Zuschläge an den günstigsten Anbietern vergeben. Es ist eine logische Konsequenz, dass die Hersteller, die den Zuschlag nicht bekommen, die Produktion einstellen und dadurch Medikamente aus dem Ausland kostengünstiger bezogen werden können. Auf diese Weise entsteht hierbei die so viel diskutierte Marktverengung.
Ein anderes aktuelles Beispiel findet man in der verarbeitenden Papierproduktion. In diesem Jahr könnte den Buchverlagen buchstäblich das Papier ausgehen.
Der Fachkräftemangel – qualitativ und langfristig ein Problem des Arbeitsmarktes
Die Lieferengpässe und steigenden Frachtkosten bringen Firmen, die auf Fast Business setzen, nun umso mehr in die Bredouille. Wenn sich alles darum dreht, wer als erster sein Produkt auf den Markt bringen kann, entstehen Erschwernisse und man sieht sich u.U. mit emergierenden Folgen der Lieferkettenproblematik konfrontiert. Die Fashion-Industrie, die ihre Herstellerländer zumeist im asiatischen Raum stationiert, ächzt auch unter den weltweiten Corona-Maßnahmen. Eine Folge davon ist Massenabwanderung und dadurch inversiv auch der weltweite Fachkräftemangel. In Deutschland sind alle Branchen davon betroffen. Nicht nur das Frisörhandwerk und die Gastronomie kämpfen mit diesem Problem. Und nicht nur erst seit Corona. Der Fachkräftemangel, der bereits vor Corona schon akut war, wird jetzt verschärft, weil die Arbeitskräfte aus den Niedriglohnsektoren abwandern und Unternehmen jetzt auf Sicht fahren. Auch hier zeigt sich einmal mehr, welche Ursachen die Lieferkettenunterbrechungen haben und zu welchen Folgen die Abwanderung der Arbeitskräfte führen kann. Eine durch die Corona-Maßnahmen deutlich vermehrte Nachfrage nach Einzelhandelsprodukten in den Geschäften, die durch die ausbleibende Reisefreizügigkeit entstanden ist, kann dementsprechend nicht angemessen befriedigt werden. Dies hat wiederum zur Folge, dass lange Wartezeiten bei den Kunden entstehen und Mitarbeiter durch die wirtschaftliche Stresssituation in andere Sektoren abwandern. Das Problem ist zum Teil strukturell. Wir wissen, dass aufgrund der abnehmenden Geburtenraten in den letzten Jahrzehnten, dem Arbeitsmarkt aktuell immer weniger Fachkräfte zur Verfügung stehen. Und es ist außerdem und vor allem ein qualitatives Problem. Denn es fehlen zudem die hochqualifizierten Fachkräfte, die in den Technologie-Branchen zukünftig benötigt werden, um die Wirtschaft wieder anzukurbeln. Es bleibt zu hoffen, dass das Weihnachtsgeschäft einigermaßen respektabel beliefert werden kann. Wenn wir frühzeitig die Geschenke einkaufen, bleibt ein Ausfall hoffentlich aus.